Zu Beginn des Gesprächs stand die psychotherapeutische Versorgung der Bevölkerung in und nach der Pandemie im Fokus. Staatminister Holetschek betonte den besonderen Stellenwert der psychischen Gesundheit gerade in Zeiten der Pandemie und den wertvollen Beitrag, den Psychotherapeut*innen hier leisteten. Herr Melcop erläuterte daraufhin die besonderen Anstrengungen der Psychotherapeut*innen, um vor dem Hintergrund schon bestehender Mängel in der ambulanten und stationären psychotherapeutischen Versorgung die Behandlungsangebote auch in dieser Krisenzeit aufrecht zu erhalten. Er stellte dabei auch die Notwendigkeit dar, in strukturschwachen und ländlichen Gebieten die Niederlassungsmöglichkeiten für Psychotherapeut*innen zu erweitern und bat hierfür um die Unterstützung der bayerischen Staatsregierung. Für den Bereich der stationären Versorgung bedankte er sich für die positive Haltung des Ministers in Bezug auf Forderungen für einer Verbesserung psychotherapeutischen Personalbemessung und erläuterte die Notwendigkeit der Ermöglichung kooperativer Leitungsstrukturen.
Herr Lehndorfer ergänzte Informationen zu den besonderen Bedarfen psychisch belasteter Kinder und Jugendlicher an vernetzten Hilfs- und Präventionsangeboten. In Abstimmung mit der bayerischen Landesärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns wird insbesondere eine ressortübergreifende Zusammenarbeit von Gesundheits-, Kultus- und Sozialministerium gefordert, um die Hilfsangebote besser aufeinander abstimmen zu können.
Im Anschluss stellte Herr Melcop dar, dass zahlreiche Psychotherapeut*innen auf Vermittlung der PTK Bayern in den GesundheitsregionenPlus mitwirken und er hier einen wichtigen Baustein auf dem Weg zu flächendeckenden präventiven Angeboten sieht. Der Minister zeigte sich sehr interessiert an einer vertieften Zusammenarbeit, da auch sein Ministerium in ausgewählten Regionen weitere Modellvorhaben zur Verbesserung der Prävention psychischer Störungen plane.
Weiterer Gesprächsinhalt war die Notfallversorgung nach Ereignissen mit vielen psychisch traumatisierten Menschen. Herr Waldvogel erläuterte anlässlich des Messer-Angriffs in Würzburg im Juni 2021 die Notwendigkeit einer besseren Koordination zwischen den verschiedenen zuständigen Behörden und Organisationen, welche ihrer-seits auch verschiedenen Ministerien unterstehen. Hierzu wurde den Vertretern der Kammer mitgeteilt, dass diese Problematik auch im Ministerium schon erkannt worden sei und deshalb eine interministerielle Arbeitsgruppe der zuständigen Ministerien, dem Gesund-heits-, dem Innen- und dem Sozialministerium, eingerichtet wurde. In deren Planungen spiele auch das Angebot der PTK Bayern für eine ereignisbezogene psychotherapeutische Notfallversorgung eine wesentliche Rolle.
Im nachfolgenden Teil des Gesprächs tauschten sich die Teilnehmenden zu den Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung aus. Herr Melcop betonte die prinzipielle Offenheit für digitale technische Hilfsmittel, verwies aber auf die gravierenden Mängel der Regelungen zu digitalen Anwendungen und auf die Zumutungen und auch Grenzen für Psychotherapeut*innen und für die Kammer im Zusammenhang mit der Einführung des elektronischen Heilberufsausweises und der Telematikinfrastruktur. Herr Schmidt erläuterte dazu auch die begrenzten technischen und personellen Ressourcen der PTK Bayern sowie die juristisch fragliche Verpflichtung der Kammer für diese Aufgaben. Der Minister warb für die Notwendigkeit einer forcierten Digitalisierung im Gesundheitswesen, zeigte aber Verständnis für die Kritik an den Mängeln der Umsetzung.
Im Anschluss daran erläuterten die Kammervertreter den aktuellen Stand bei der Einführung der neuen Approbationsstudiengänge und die Notwendigkeit einer ausreichenden Finanzierung insbesondere der Masterstudiengänge Psychotherapie. Sie stellten die umfassenden Vorbereitungsarbeiten der Kammer für die Einführung des neuen Weiterbildungssystems dar und wiesen eindringlich auf die personellen und finanziellen Herausforderungen bei der Einrichtung von Weiterbildungsplätzen in Institutsambulanzen, Praxen, Kliniken und Beratungsstellen hin. Sie baten das Ministerium hier um aktive Unterstützung.
Am Ende des Gesprächs gab es mit den Vertreter*innen des Ministeriums einen Austausch zu den Herausforderungen des Klima- und Umweltschutzes gerade im Bereich der psychischen Gesundheit. Herr Melcop bot hier neben der Mitarbeit in der Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheitsschutz im Klimawandel darüber hinaus an, dass Psychotherapeut*innen notwendige Klima- und Umweltschutzmaßnahmen mit psychotherapeutischem Know-How unterstützen könnten.