Symposium in Berlin: Psychotherapeutische Versorgung von Migrant/inn/en ist in Deutschland mangelhaft
03. November 2010 -
In Deutschland leben ca. 15,6 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund, das sind 19 Prozent der deutschen Bevölkerung. Migrantinnen und Migranten erkranken um fast 60 Prozent häufiger an Depressionen im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung. Körperliche Beschwerden, für die sich keine organischen Ursachen feststellen lassen, treten bei Migranten fast doppelt so oft auf. Die KIGGS-Studie kommt 2006 zu der Erkenntnis, dass das Risiko einer psychischen Störung bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund wesentlich größer ist als bei Einheimischen. In Deutschland fehlt es jedoch an einer ausreichenden psychotherapeutischen Versorgung von Migrant/inn/en, vor allem an Psychotherapie in der Muttersprache.
Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) hat am 7. Oktober 2010 in Berlin ein Symposium zur psychotherapeutischen Versorgung von Migrant/inn/en veranstaltet.
Die Experten des Symposiums waren:
- Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der BPtK (Vortragsschwerpunkte: Vorschläge der BPtK zur besseren psychotherapeutischen Versorgung von Migrant/inn/en)
- Georg Classen, Flüchtlingsrat Berlin (Vortragsschwerpunkte: juristische Grundlagen für Psychotherapie bei Menschen mit Migrationshintergrund)
- Dr. Maria Gavranidou, Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München, Fachstelle Migration und Gesundheit (Vortragsschwerpunkte: Notwendigkeit interkultureller Kompetenz)
- Sibel Koray, Psychologische Psychotherapeutin am Jugendpsychologischen Institut der Stadt Essen (Vortragsschwerpunkte: Praxis der Erziehungsberatung für Familien mit Migrationshintergrund)
- Peter Lehndorfer, Vizepräsident der PTK Bayern und Vorstandsmitglied der BPtK (Vortragsschwerpunkte: erhöhte Prävalenz psychischer Auffälligkeiten unter Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund)
- Dr. Meryam Schouler-Ocak, Oberärztin an der Charité in Berlin (Vortragsschwerpunkte: Daten zur stationären psychiatrischen Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund)
- Cinur Ghaderi, Psychologische Psychotherapeutin am Psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge in Düsseldorf (Vortragsschwerpunkte: Bedeutung von traumatischen Erlebnissen bei Flüchtlingen mit psychischen Erkrankungen)
- Angelika Graf, Bundestagsabgeordnete der SPD-Fraktion und Stefanie Vogelsang, Bundestagsabgeordnete der CDU/CSU-Fraktion (Forderungen nach Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung von Migrant/inn/en in der Plenumsdiskussion)
Mehr zum Symposium finden Sie in der Nachricht der Bundespsychotherapeutenkammer. Hier sind auch der BPtK-Standpunkt zum Thema und alle Fachvorträge der Experten zum Downloaden bereitgestellt.