Psychotherapeutenkammer Bayern

Psychoonkologie-Fortbildung am 11. / 12.3.2005

01. April 2005 - Am 11./12. März fand in den Räumen der KVB die erste im Rahmen des DMP Brustkrebs organisierte Fortbildung Psychoonkologie statt. Sie ist als Voraussetzung für eine etwaige Beteiligung von Vertragspsychotherapeuten bzw. –ärzten an diesem DMP anerkannt. Die Realisierung wurde durch die KVB, die bayrische Psychotherapeutenkammer und die bayrische Landesärztekammer vorbereitend unterstützt. Ärzte und Psychotherapeuten haben teilgenommen.

Das DMP Brustkrebs ist nun zwischen AOK und KVB vertraglich geregelt. Die Verhandlungen mit den übrigen Krankenkassen sind noch nicht abgeschlossen. Alle Vertragspsychotherapeuten (ÄP, PP und KJP) werden demnächst von der KVB informiert verbunden mit dem Angebot, beizutreten.

Die Durchführung lag beim Münchner Seminar für psychosoziale Onkologie. Herr Professor Peter Herschbach, Frau Dr. Pia Heußner und ihr Team boten in einem kompakten und umfassenden Curriculum eine großartig strukturierte, äußerlich wie innerlich sehr engagierte Fortbildung an, ergänzt durch sorgfältig vorbereitete Materialien, die jeder Teilnehmer mitnehmen konnte (im Preis inbegriffen). In 9 Doppelstunden wurden vielfältigste Themen wie Grundhaltungen, Therapieziel, spezifische Aspekte des Mammacarcinoms, diagnostische und therapeutische Interventionen anschaulich und mit hervorragenden Seminarunterlagen versehen vermittelt. Den größten Eindruck neben der fachlichen Kompetenz machte jedoch die empathische, aus tiefen Beziehungserfahrungen und deren Reflexion rührende menschlich-therapeutische Kompetenz des gesamten Teams. Die Veranstaltung war so abwechslungsreich gestaltet, dass es leicht war, vom Anfang bis zum Schluss aufmerksam zu partizipieren. Durch die erfrischende und immer auch tiefsinnige Darstellung von anfänglich in der Beschreibung trocken wirkendem Wissen wurde diese Fortbildung zu einem der doch relativ seltenen „events“, aus denen man bereichert und erfüllt nachhause kommt. Alle konnten mitnehmen, dass Krebs eine chronische Krankheit ist, die nicht sofort mit Tod und unerbittlichem Leiden verbunden ist, dass es keine Krebspersönlichkeit gibt, dass die psychotherapeutische Behandlung eines Krebspatienten von der eines neurotisch gestörten Patienten zu unterscheiden ist und dass eine Psychotherapie nicht der Heilung, sondern der Verbesserung der Lebensqualität dient, was den einen oder anderen doch wieder einmal in seinen psychotherapeutischen Theorien erschüttert hat.

Neu für diejenigen, die nicht an einer Klinik tätig sind, war die notwendige, flexible Betreuung der Tumorpatienten, die nicht in einem starren Setting möglich ist. So fallen Termine durch notwendige Diagnostik bzw. somatische Behandlung aus, oder es werden schnell Termine nötig bei Erstmanifestation oder Rezidivmitteilung. Es geht in den meisten Fällen auch nicht um eine kontinuierliche Langzeittherapie sondern um eine Unterstützung „on demand“. So war es für die meisten von uns Teilnehmern nötig, sich ein wenig aus ihren inneren festen Settings zu lösen.

Die Kenntnis spezifischer Fragebögen sollte es leichter machen, zu erkennen, wann eine Patientin/Patient eine längerfristige Therapie braucht. Hier reichte allerdings die Zeit nicht aus, um in der Anwendung auch wirklich einigermaßen gut zu werden. Die Erarbeitung dieser Kenntnisse könnte in einem Aufbaumodul sehr sinnvoll sein.

In der sehr offen und interessiert gestalteten Auswertungsrunde wurde viel Anerkennung und nur relativ wenig Kritik vorgebracht. Ein Kritikpunkt war die Umsetzung spezifischer Interventionen in der ambulanten Psychotherapiepraxis. Auch hier gestalteten sich erste Ideen für ein Aufbaumodul.

Insgesamt war diese Fortbildung äußerst lehrreich, erfrischend, anregend und nachhaltig. Wir danken Herrn  Herschbach, Frau Heußner und ihrem Team für diese Bereicherung. 

Wiederholungen des beschriebenen einführenden Curriculums sind für das Jahr 2005 geplant; Erfahrungen aus der ersten Veranstaltung sollen mit einfließen. Die nächste Veranstaltung findet am 15. (nachmittags) und am 16. Juli (ganztags) statt, wieder in den Räumen der KVB. Anmeldungen sind möglich über Frau Schäfert von der KVB, Tel. 089-57093-2502.
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