Psychotherapeutische Behandlung von älteren Menschen
01. März 2007 -
Fortbildungsveranstaltung der PTK Bayern am 20.01.2007
Am 20. Januar 2007 fand in München die Fortbildungsveranstaltung Psychotherapeutische Behandlung von älteren Menschen statt. Der PTK Bayern war es gelungen Prof. M. Hautzinger und Prof. H. Radebold für die Darstellung der spezifischen Methoden und Ansätze bei der Psychotherapie älterer Menschen zu gewinnen.
Diese Fortbildungsveranstaltung ist ein erster Baustein des Gesamtkonzeptes der PTK Bayern zur Verbesserung der Versorgungssituation von alten Menschen mit psychischen Störungen.
185 Mitglieder nahmen an den Vorträgen teil. Nikolaus Melcop betonte in seiner Begrüßung den hohen Bedarf an psychotherapeutischer Versorgung von alten Menschen, der angesichts der demografischen Entwicklung in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen wird. Zugleich wies er auf die mangelhafte psychotherapeutische Versorgung hin und dankte den Anwesenden für ihr Interesse und ihr Engagement.
Prof. H. Radebold erklärte in seinem Vortrag, dass tiefenpsychologisch fundierte bzw. psychoanalytische Psychotherapie auch bei über 60-Jährigen möglich, sinnvoll und notwendig sei. Dabei zeige sich eine Verschiebung von Langzeit- auf Fokaltherapie und von Analyse auf tiefenpsychologische Psychotherapie. Auch Gruppentherapie habe sich als sehr erfolgreich erwiesen. Grenzen in der Psychotherapie Älterer gäbe es kaum: Lediglich physische (Krankheiten, Behinderungen, Lage/Erreichbarkeit der Praxis) und psychische (Demenz) Einschränkungen stellten Grenzen dar, das Alter selbst hingegen nicht. Besonderheiten in der Therapie Älterer sei zum einen die Einstellung des Therapeuten gegenüber älteren Menschen. Hier gelte es vom defizitären Bild wegzukommen und eine ganzheitliche Sicht des Menschen einzuführen. Problematisch sei auch die umgekehrte Übertragungskonstellation, da der Patient meist deutlich älter als der Therapeut ist. Zum Ende seines Vortrages erläuterte Prof. H. Radebold Implikationen für die Praxis.
Prof. M. Hautzinger stellte anhand epidemiologischer Daten die Wichtigkeit der Psychotherapie für Ältere dar. Bei 14-37% der über 65-Jährigen liege eine Depression vor. Ein Großteil der Depressionen bleibe unerkannt, da 69% der Patienten mit Depression ihren Hausarzt ausschließlich aufgrund von körperlichen Beschwerden im Rahmen der Depression aufsuchten. Angesichts einer Suizidrate von bis zu 15% bestünde dringender Handlungsbedarf. Prof. M. Hautzinger erläutert Ziele und Maßnahmen einer verhaltenstherapeutischen Psychotherapie bei Altersdepressionen und präsentierte erste Ergebnisse einer Studie zum DiA (Depression im Alter)-Gruppenprogramm.