Psychotherapeutenkammer Bayern

4. Bayerischer Landespsychotherapeutentag am 9. Oktober 2010 in München - Innovationen in der Psychotherapie

09. Oktober 2010 - Der 4. Bayerische Landespsychotherapeutentag befasste sich am Samstag, 09. Oktober 2010, im Münchener Gasteig vor dem Hintergrund des zunehmenden Bedarfs an Psychotherapie, sich verändernder Strukturen des Gesundheitswesens und der wissenschaftlichen Weiterentwicklung des Fachs mit strukturellen und inhaltlichen Neuerungen der Psychotherapie.

Rund 400 bayerische Psychologische Psychotherapeut/inn/en, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut/inn/en, ärztliche Psychotherapeut/inn/en sowie Vertreter der Politik, Repräsentanten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Krankenkassen und Heilberufekammern aus Bayern und anderen Bundesländern nahmen am 4. Bayerischen Landespsychotherapeutentag (LPT) teil.
 
Nach der Begrüßung durch Vizepräsident Peter Lehndorfer begann Dr. Nikolaus Melcop, Präsident der PTK Bayern, seine Einführung in das Thema mit einem kurzen historischen Rückblick auf das Innovationspotential, das von Psychotherapeut/inn/en und der Psychotherapie als Fach bis heute ausgeht. „Psychotherapeutisches Fachwissen ist in so vielen Bereichen des Gesundheitswesens gefragt und dringend erforderlich“, betonte der Kammerpräsident. „Immer wieder müssen wir aber feststellen, dass die Psychotherapie noch nicht in ausreichendem Maße verfügbar oder integriert ist“, so Melcop. Gleichzeitig findet im Gesundheitswesen eine Vielzahl gravierender struktureller Veränderungen statt. Er stellte vor diesem Hintergrund dar, wie wesentliche strukturelle und finanzielle Rahmenbedingungen gestaltet sein müssen, damit sich das Innovationspotential der Psychotherapie auch aktuell weiter entfalten kann. Dabei hob er die dringend erforderliche Novellierung des Psychotherapeutengesetzes hervor: „Die Basis für alle Innovationen der Psychotherapie kann nur eine hochqualifizierte Ausbildung sein.“ Zum Schluss seines Vortrages ging er auf die professionelle Perspektive und Motivation von Psychotherapeut/inn/en ein: „Neugierde, Interesse, Anteilnahme, Empathie, Ausdauer, Flexibilität und Selbstfürsorge sind wesentliche Komponenten psychotherapeutischer Kompetenz – und sie weisen gleichzeitig auch direkt auf die grundsätzliche Offenheit gegenüber Innovationen in der Psychotherapie hin.“ 
 
Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop bei seinem einführenden Vortrag „Innovationen in der Psychotherapie.“ (Foto: Siegfried Sperl)
Im ersten Fachvortrag stellte Dr. Lothar Wittmann, ehemaliger Präsident der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen, neue Formen ambulanter Versorgung vor. Die Intensivierung von Überweiserkontakten und Intervisionsarbeit sowie die Verbesserung der Beziehungen zu Kliniken gehörten in den Bereich der einfacheren Vorschläge. Arrivierte Vorschläge zielten auf einen komplexeren Mehrpersonen-Praxistyp. Hierzu gehörten u. a. auch Psychoedukationsangebote für Institutionen, Supervisionsangebote für soziale Institutionen, Öffentlichkeitsarbeit und vertragliche Kooperationen mit Kliniken.

Dr. Johannes Lindenmeyer, Direktor der salus klinik, Lindow, ging im zweiten Fachvortrag auf „Innovationen in Institutionen“ ein. Am Beispiel der salus klinik, einer medizinischen Rehabilitationsklinik, erläuterte der Referent verschiedene innovative Behandlungskonzepte und Organisationsabläufe. Kernpunkte des Klinikkonzeptes seien dabei eine teilhabeorientierte Behandlung und die Arbeit in offenen Therapiegruppen.

4. Bayerischer Landespsychotherapeutentag im Münchner Gasteig (v. l.): Die beiden Vizepräsidenten Peter Lehndorfer und Dr. Bruno Waldvogel, Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop, Dr. Lothar Wittmann und Dr. Johannes Lindenmeyer. (Foto: Siegfried Sperl)

„Schematherapie nach Jeffrey Young – die innovative Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie“ war das Thema von Dr. Gitta Jacob, Forschungsambulanz der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Freiburg. Die Schematherapie sei vor allem auf die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen und anderen chronischen Problemen ausgerichtet. Die Wirksamkeit der Schematherapie sei bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen durch mehrere Studien belegt.

Zum Ausklang des 4. Bayerischen Landespsychotherapeutentages führte Prof. Dr. Toni Forster die Teilnehmer/inn/en mit seinen „Experimenten“ weg von den fachlichen Diskussionen in die faszinierende Welt seiner „mentalen Magie“. 

Dr. Claudia Subic-Wrana, Leitende Psychotherapeutin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz, informierte über eine innovative psychodynamische Therapieform – Mentalization Based Treatment (MBT). Die mentalisierungsbasierte Therapie, entwickelt von den Psychoanalytikern Anthony Bateman und Peter Fonagy, gelte als eines der wirksamsten und am besten validierten Behandlungskonzepte für Patient/inn/en mit schweren (Borderline-)
Persönlichkeitsstörungen.
 
„Psychotherapie 2050 – eine Vision einschließlich eines Rückblicks auf die Gegenwart“ war der Titel des Vortrags von Prof. Dr. Willi Butollo, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Butollo wagte einen augenzwinkernden Ausblick in die Zukunft und regte durch „visionäre“ Fragen dazu an, dass jede/r Teilnehmer/in des Landespsychotherapeutentages eigene Antworten suchen konnte. 
Prof. Dr. Toni Forster in seinem Element: Seine Experimente aus der mentalen Magie verblüffte die Teilnehmer reihenweise. (Foto: Siegfried Sperl)
Dr. Bruno Waldvogel, Vizepräsident der PTK Bayern, plädierte in seinem Schlusswort dafür, dass die Psychotherapie als lebendige Wissenschaft weiterhin Innovationen hervorbringe, welche die Versorgung psychisch Erkrankter verbessere.
 

Mehr zu den Fachvorträgen der Referenten finden Sie in den unten stehenden pdf-Dateien, die zum Downloaden vorbereitet sind.

 

 

 

 

Der Carl Orff-Saal im Münchner Gasteig war mit rund 400 Kammermitgliedern nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt. (Foto: Siegfried Sperl)
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Abstractsammlung zum LPT 2010 94.4 KB
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