Migration und Psychotherapie
Veranstaltung
01. Juli 2011 -
Eine Kooperationsveranstaltung der PTK Bayern mit der Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt sowie der Gesellschaft für türkischsprachige Psychotherapie und psychosoziale Beratung (GTP e.V./aktpt). In Deutschland leben ca. 15,6 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund. Sie sind eine sehr heterogene Gruppe mit unterschiedlichen kulturellen, migrationsbedingten und schichtspezifischen Hintergründen. So haben Flüchtlinge, Arbeitsmigranten oder beispielsweise Kinder von Migrant/inn/en in der zweiten oder dritten Generation sehr Unterschiedliches erlebt und auf ihre Weise verarbeitet.
Menschen mit Migrationshintergrund erkranken um fast 60 Prozent häufiger an Depressionen im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung. Körperliche Beschwerden, für die sich keine organischen Ursachen feststellen lassen, treten bei Migranten fast doppelt so oft auf. Die KIGGS-Studie kommt 2006 zu der Erkenntnis, dass das Risiko einer psychischen Störung bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund wesentlich größer ist als bei Einheimischen.
Bezüglich der psychotherapeutischen Versorgung wird eine Fehl- und Unterversorgung angenommen. Migrantinnen und Migranten nehmen die Hilfsangebote des Gesundheitssystems weniger in Anspruch als Einheimische möglicherweise auch deshalb, weil das Gesundheitswesen in der Heimat andere Angebote vorhält oder der Umgang mit psychischen Erkrankungen und Störungen in der Heimat anders ist. Auf der anderen Seite existiert bei vielen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die die Sprache und die kulturellen Hintergründe der fremden Patientinnen und Patienten nicht kennen, eine gewisse Unsicherheit gegenüber dieser Patientengruppe.
In besonderen Fällen sind wir auf muttersprachliche Psychotherapeut/inn/en oder den Einsatz von qualifizierten Dolmetschern angewiesen. Eine flächendeckende muttersprachliche psychotherapeutische Versorgung ist aber nicht zu gewährleisten und nicht sinnvoll. Denn Migrantinnen und Migranten sollten und können, sofern sie die deutsche Sprache beherrschen, auch von deutsch sprechenden Psychotherapeut/inn/en behandelt werden. Dafür muss sich aber die Psychotherapie in Deutschland grundsätzlich auf neue Zielgruppen sowie Problemlagen in der Migrationsbevölkerung einstellen und an der Pflege ihrer Kultursensitivität arbeiten.
Diese Veranstaltung soll einen Einblick in verschiedene Aspekte der Behandlung von Menschen mit Migrationshintergrund geben und dazu ermutigen, trotz der Sprachprobleme und des wenig bekannten kulturellen Hintergrunds häufiger solche Behandlungen anzubieten.
Wir laden Sie sehr herzlich zu dieser Veranstaltung ein und freuen uns auf Ihre Teilnahme und die persönlichen Gespräche am Rande.
Unterlagen, wie z.B. das Programm der Veranstaltung, finden Sie hier: