Esther Fischinger, Klinische Psychologin und niedergelassene Kinder-und Jugendlichenpsychotherapeutin in eigener Praxis, ging in ihrem Fachvortrag auf die systemisch orientierte kinderpsychologische und psychotherapeutische Begleitung in der pädiatrischen Palliativversorgung ein. Jede Form, in der ein schmerzvoller Verlust beantwortet werde, sei sowohl ein Versuch der Bewältigung als auch ein Akt der Kommunikation im Netzwerk der Trauernden, so Fischinger. Die Verlustantwort und Trauerreaktion eines Individuums seien einerseits eingebettet in persönliche Reifungsprozesse, unterstützten aber immer auch Entwicklungsschritte für die Bindungs- und Bezugssysteme von Angehörigen wie Helfern. Ausgehend von entwicklungspsychologischen Aspekten der Vorstellungen vom Tod und Reaktionen auf existenzielle Verluste in Kindheit und Jugendzeit legte die Referentin dar, dass jede Trauererfahrung, jedes Verlusterleben bereits erlittene Trennungserfahrungen triggere. In jeder Entwicklungsstufe gebe es einen Link zu den durchschmerzten früheren Abschieden. Alle Verluste würden in jeder weiteren Entwicklungsphase erneut einer altersgemäßen Integration zugeführt. Gelinge das nicht, so entstünden blockierte, erschwerte und prolongierte Trauerprozesse. Kinder und Jugendliche mit Vorverwundungen durch kumulative Verluste, durch Traumatisierung oder durch schwere Erkrankungen durchliefen diese Entwicklungsschritte beschleunigt im Sinne einer Notreifung.
Den Fachvortrag von Esther Fischinger haben wir in der unteren Liste zum Herunterladen bereitgestellt.
Informationsstände von LACRIMA, Zentrum für trauernde Kinder der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. München, der Nicolaidis YoungWings Stiftung, lebensmut e. V., der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, der LAG sowie der PTK Bayern rundeten die Veranstaltung ab.
Am Nachmittag stellten die beiden Referentinnen ihre Arbeit in vertiefenden Workshops vor. Walter Holl, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, präsentierte in seinem Workshop eine Interventionsform mit Tierfiguren zur Unterstützung von Eltern und Kindern in Scheidungsfamilien.
Am Ende der Veranstaltung berichtete Werner Nowotny über die Dreharbeiten und Hintergründe des Films Seelenvögel, einem Dokumentarfilm von Thomas Riedelsheimer. Der Film handelt von drei an Leukämie erkrankten Kindern, die sich mit dem Thema Tod auseinandersetzen.