Als Ursachen chronischer Schmerzen sind viele Faktoren verantwortlich, Erkrankungen, Unfälle, Funktionsverluste bis hin zu Stress, Überforderung und bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen. Hohe Leistungsorientierung, Perfektionismus, Selbstwertprobleme, Hyperaktivität und Schuldgefühle sind beispielhafte Persönlichkeitsstile, die bei vielen Schmerzpatienten Risikofaktoren darstellen, erklärt Kammerpräsident Melcop. Hauptrisikofaktoren sind jedoch Unzufriedenheit am Arbeitsplatz und Partnerschaftsprobleme.
Chronische Schmerzen haben vielfältige Folgen: Die Betroffenen sind starken psychischen Belastungen ausgesetzt, die häufig zu Depressionen und Angstzuständen führen. Schlaf- und Appetitlosigkeit, Erschöpfung sowie eine Verminderung der Leistungsfähigkeit im Job sind weitere Faktoren, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Auch die volkswirtschaftlichen Folgen sind erheblich: So werden beispielsweise bei Rückenschmerzen die Kosten für Behandlung, Rehabilitation, Arbeitsausfälle und frühzeitige Verrentung auf weit über 15 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.
Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Psychotherapeuten, Psychologen, Orthopäden, Neurologen, Anästhesiologen und Chirurgen ist in der Therapie chronischer Schmerzen unabdingbar, bringt es Melcop auf den Punkt. Es gibt bewährte und wissenschaftlich begründete psychotherapeutische Verfahren zur Behandlung chronischer Schmerzen. Gemeinsam ist diesen Verfahren, dass den Patienten im Rahmen der Psychoedukation zunächst ein besseres Verständnis der chronischen Schmerzerkrankung vermittelt wird. Das Erlernen von Entspannungstechniken und Problemlösestrategien, Selbstwahrnehmung, die Balance von Ruhe und Aktivität sowie die Reduktion von angstmotiviertem Vermeidungsverhalten sind weitere gemeinsame Therapiebausteine, erläutert Melcop. Im Rahmen der Psychotherapie lernen die Patienten auch, wieder zu genießen und positiv zu denken. Mit dem wiederentdeckten Selbstvertrauen stehen sie den Schmerzen nicht hilflos gegenüber und entwickeln realistische Zukunftsperspektiven für Beruf und Familie.
Um die Chronifizierung von Schmerzen zu verhindern, ist eine frühzeitige Abklärung psychosozialer Risikofaktoren wichtig und die frühe Einbeziehung psychotherapeutischer Fachkompetenz erforderlich, mahnt Melcop. Die einseitige Fixierung auf rein medizinische Maßnahmen kann die Chronifizierung sogar beschleunigen.