Bericht zur 13. DV - Delegiertenversammlung für Erhalt der Ausbildungsstrukturen
29. Oktober 2008 -
Die zweite Delegiertenversammlung des Jahres 2008 stellte am 23.10.2008 unter der Versammlungsleitung von Klemens Funk und seiner Stellvertreterin, Ellen Bruckmayer, die Weichen für die Arbeit der Kammer in wichtigen aktuellen Themenbereichen.
Den Schwerpunkt des Vorstandsberichts von Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop bildete die Zukunft der Ausbildung zum PP und KJP. Dr. Melcop bekräftigte für die PTK Bayern als vorrangiges Ziel, das Qualifikationsniveau der PP und KJP und damit auch die Qualität der psychotherapeutischen Versorgung zu erhalten oder zu verbessern. Aus diesem Anlass wiederholte Dr. Melcop erneut die Forderung nach einem Master-Abschluss als Berufszugangsvoraussetzung sowohl für PP als auch für KJP, deren Inhalte sich dann auch weit überwiegend decken sollten. Planungen zu einer weitreichenden Umstrukturierung der Ausbildung, insb. der Möglichkeit einer vorgezogenen Approbation schon nach dem Zugangsstudium, erteilte er eine klare Absage.
Klemens Funk (4.v.l.) und Ellen Bruckmayer (5.v.l.) mit Bruno Waldvogel, Gerda B. und Nikolaus Melcop (v.l.) (Foto: Wolfgang M. Weber)
Dr. Melcop stellte im Bericht des Vorstandes außerdem den Bezug zwischen den Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise und den Perspektiven für den Berufsstand und die psychotherapeutische Versorgung her. Er warnte vor den Gefahren einer übertriebenen und rein ökonomisch orientierten Deregulierung, die auch bei der Studienreform schon jetzt verheerende Folgen zeige. Er forderte, die Umbruchstimmung als Chance zu nutzen, Regelungen mit Augenmaß zu erzielen und Kammern sowie berufliche Selbstverwaltung zu stärken. Der Vorstand werde darauf hinwirken, dass in Bayern auch die neue Staatsregierung in Kontinuität zur bisherigen bayerischen Politik die besondere Bedeutung psychotherapeutischer Angebote für die Patienten beachtet.
Nikolaus Melcop (Foto: Wolfgang M. Weber)
Am Schluss der intensiv geführten Diskussion zum Vorstandsbericht positionierte sich die Delegiertenversammlung in einem Meinungsbild zum Thema Zukunft der Ausbildung: ohne Gegenstimmen bei einzelnen Enthaltungen unterstützten die Delegierten o.g. Grundlinie zur möglichen Weiterentwicklung der Ausbildung.
Resolution zur elektronischen Gesundheitskarte
Vizepräsident Peter Lehndorfer berichtete den Delegierten über die sich beschleunigenden Vorbereitungen zur Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und des Heilberufeausweises (HBA). Dabei betonte er, dass der aktiv handelnde Patient Mensch im Fokus der Sichtweise stehen müsse und nicht der anonyme Datenlieferant. Hierfür müsse der aktive, souveräne und selbst bestimmte Umgang mit den Informationen über die eigene Person gefördert werden. Weiterhin sei gerade aus psychotherapeutischer Sicht ein differenzierter Umgang mit Daten und der Vertrauensschutz unabdingbar. Er mahnte an, dass die Diskussion um die Einführung der Telematik einer gesamtgesellschaftlichen Diskussion bedürfe, da die eGK alle Menschen angehe, nicht nur die Leistungserbringer.
Die Delegiertenversammlung verabschiedete nach ausführlicher und kritischer Diskussion von Risiken und Möglichkeiten der neuen Technologie eine Resolution, in der sie unter anderem forderte:
- die Einführung der eGK muss tatsächlich erhebliche Verbesserungen für die Gesundheitsversorgung der Patienten erbringen,
- ein selbst bestimmter und gesundheitsförderlicher Umgang mit den eigenen Daten durch die Patienten soll gefördert werden,
- ein Missbrauch des informationellen Selbstbestimmungsrechtes muss durch umfangreiche datenschutzrechtliche Maßnahmen verhindert werden.
Der Vorstand wurde beauftragt, noch weitere Kritikpunkte an der Telematik, die in der Diskussion benannt wurden, in die Resolution aufzunehmen. Die gesamte Resolution finden Sie hier.
Delegiertenversammlung der PTK Bayern (Foto: Wolfgang M. Weber)
Diskussion zur Weiterbildungsordnung
Dr. Bruno Waldvogel, Vizepräsident der Kammer, berichtete über den aktuellen Entwicklungsstand zur Frage der Einrichtung von Weiterbildungen. Auf dem 12. Deutschen Psychotherapeutentag im Mai diesen Jahres forderte die Mehrheit der Bundesdelegierten die Landeskammern dazu auf, Weiterbildungsordnungen zunächst für den Bereich der Neuropsychologie, zu verabschieden. Weiterhin wurde der Vorstand der BPtK beauftragt, weitere Weiterbildungsbereiche vorzuschlagen. Auf Initiative der bayerischen Delegierten wurde jedoch gleichzeitig ein Moratorium dahingehend beschlossen, bis zur Veröffentlichung des Forschungsgutachtens zur Zukunft der Psychotherapieausbildung keine Beschlüsse zur Verabschiedung und Weiterentwicklung von Weiterbildungsordnungen zu fassen.
Die PTK Bayern ist eine der wenigen Länderkammern, die bislang keine Weiterbildungsordnung eingeführt hat. Zum einen fehlt dafür die gesetzliche Grundlage im Bayerischen Heilberufe-Kammergesetz (HKaG). Zum anderen sieht die PTK Bayern in einer Ausdifferenzierung unserer Berufe durch Weiterbildungsbereiche die Gefahr einer Entwertung der psychotherapeutischen Grundqualifikation.
Hintergrund der aktuellen Entscheidungen des Deutschens Psychotherapeutentages für eine Forcierung der Entwicklung von Weiterbildungsordnungen und -gängen sind neue rechtliche Rahmenbedingungen: Nach Auffassung des Vorstands der BPtK sowie des Justiziars der BPtK, Dr. M. Stellpflug, lassen sich in Zukunft die Qualifikationsvoraussetzungen für die Durchführung und Abrechnung neu vom GBA anerkannter Behandlungsmethoden durch bundesweit inhaltsgleiche Weiterbildungsregelungen der Psychotherapeutenkammern bestimmen. Ohne bundesweit inhaltsgleiche Weiterbildungsregelungen würden die Qualifikationsvoraussetzungen vom Spitzenverband der Krankenkassen und der KBV bestimmt werden.
Die Delegierten nahmen sich aufgrund der weit reichenden kammerübergreifenden Bedeutung die Zeit für eine umfassende Diskussion der Thematik. Schließlich wurde entschieden, ohne weitere Entscheidungen zu präjudizieren, zumindest die Ermächtigung zur Verabschiedung einer Weiterbildungsordnung durch eine entsprechende Änderung des Heilberufe-Kammergesetzes anzustreben.
Weitere thematische Schwerpunkte der Delegiertenversammlung
Die Verabschiedung des Perspektivenpapiers 2011 durch den 12. Deutschen Psychotherapeutentag nahmen die Delegierten nach einer Einführung durch Vorstandsmitglied Gerda B. Gradl zum Anlass, um ein Resümee der Perspektivenplanung auf Bundesebene und der Berücksichtigung der Vorschläge bayerischer Delegierter zu ziehen. In der Delegiertenversammlung im Frühjahr hatten die bayerischen Delegierten eine Stellungnahme mit konkreten Vorschlägen zu dem Papier verabschiedet.
Den Sachstand der Planungen zu Regelungen für die Sachverständigentätigkeit von PP und KJP durch eine Arbeitsgruppe des Länderrates der Kammern berichtete Dr. Andreas Rose (Beauftragter des Vorstands für die Themengebiete Sachverständigentätigkeit und Forensik).
Vizepräsident Peter Lehndorfer stellte ausführlich den Haushaltsplan für das Jahr 2009 vor. Nach Stellungnahme des Finanzausschusses und Diskussion wurde der Haushaltsplan durch die Delegiertenversammlung einstimmig angenommen.
Vorstandsmitglied Angelika Wagner-Link stellte die Planungen zu der geplanten Fachtagung der PTK Bayern am 21.3.2009 Prävention psychischer Krankheiten eine Herausforderung für die Zukunft vor.
Im Anschluss informierten die satzungsgemäßen Vertreter der Ausbildungsinstitute (Susanne Färber), der Psychotherapeut/innen in Ausbildung (Frank Mutert), und Hochschulen (Frau Prof. Weber) über ihre Tätigkeit.
Zum Abschluss folgten die Berichte aus den Ausschüssen der Kammer für Aus-, Fort- und Weiterbildung (Klemens Funk), für die psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen (Angelika Rothkegel) sowie Psychotherapie in Institutionen (Dr. Peter Dillig).
Peter Lehndorfer (Foto: Wolfgang M. Weber)