Unglück in Bad Reichenhall: PTK Bayern beteiligt sich an der Vermittlung von psychotherapeutischen Hilfen - Erinnerungen an Weihnachten 2004
05. Januar 2006 -
Auch diese Weihnachtszeit ist von einem Unglück überschattet, das für viele Menschen eine persönliche Tragödie darstellt. Am 2.01.06 gegen 16.00 Uhr stürzte das Dach der Eislaufhalle in Bad Reichenhall unter den Schneelasten ein. Ungefähr 50 Personen befanden sich im Inneren. 34 Personen wurden verletzt, 15 Tote wurden geborgen, darunter hauptsächlich Kinder.
Die Betroffenen, die Angehörigen und die vielen Helfer vor Ort müssen sich mit einer extrem belastenden und ungewissen Situation befassen und diese bewältigen. Häufig reichen in solchen Extremsituationen die verfügbaren Bewältigungsstrategien nicht aus. Tiefe Erschütterung, Hilflosigkeit und Gefühle von Ohnmacht und Sinnlosigkeit können sich einstellen. Eine psychische Labilisierung kann die Folge sein und in bis zu 30 % der Fälle kann im längeren Verlauf auch eine posttraumatische Belastungsstörung entstehen. Mögliche Symptome dabei sind immer wieder kehrende plötzliche Erinnerungen an das schlimme Geschehen, entsprechende Albträume, Ängste vor Situationen, die an das Geschehen erinnern können, anhaltende Schlafstörungen, erhöhte Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen und auch emotionale Taubheit und Gelähmtheit.
Beschwerden, die dem Vollbild einer posttraumatischen Belastungsstörung entsprechen, sollten unbedingt psychotherapeutisch behandelt werden, um eine Chronifizierung zu verhindern und die Lebensqualität zu erhalten.
Betroffene, die einen oder mehrere Angehörige verloren haben, werden von tiefer Fassungslosigkeit, Bestürzung und Trauer erfasst. Diese benötigen zunächst in erster Linie die Unterstützung und den Halt durch ihre Familien und Freunde. Sollte eine solche soziale Unterstützung nicht vorhanden sein oder nicht ausreichen, ist auch diesen psychotherapeutische Unterstützung bei der Verarbeitung des schweren Verlusts anzubieten und zu empfehlen.
Betroffene der Tsunami-Katastrope, die schon durch den Jahrestag in der vergangenen Woche verstärkt wieder mit ihren Erlebnissen konfrontiert wurden, können nun auch durch die Nachrichten über die Katastrophe in Bad Reichenhall zusätzlich in ihre Erinnerungen an ihr Schicksal versetzt werden. Oft können die Folgen traumatischer Erlebnisse über einen langen Zeitraum bestehen bleiben, wenn sie nicht behandelt werden, und brechen dann nicht selten später durch plötzliche Erinnerungen daran aus.
Leider sind in unserer Gesellschaft psychische Probleme und psychische Erkrankungen immer noch stigmatisiert, viele Menschen scheuen sich, professionelle Behandlung in Anspruch zu nehmen und versuchen auch dann noch irgendwie zurecht kommen, wenn sie eigentlich schon nicht mehr weiter wissen. Wenn Sie Menschen in solchen Situationen kennen, ermutigen und unterstützen sie sie dabei, sich in professionelle psychotherapeutische Behandlung zu begeben!
Die Bayerische Landeskammer erstellt eine Liste von Psychotherapeut/inn/en in der Region Berchtesgardener Land/Traunstein, die kurzfristig Therapieplätze für die psychotherapeutische Nachsorge für Betroffene des Unglücks in Bad Reichenhall bereit stellen und gibt diese an die die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns weiter. Über die Psychotherapie-Koordinationsstelle der KVB können die entsprechenden Adressen und Telefonnummern abgefragt werden: Tel. 01805 / 80 96 80.