Pressemitteilung zum 2. Bayerischen Landespsychotherapeutentag
Pressemitteilung
12. Oktober 2006 -
PTK Bayern fordert: Prävention psychischer Krankheiten als fester Bestandteil der Gesundheitsreform unverzichtbar!
30. September 2006 Die Bayerische Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten und der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (PTK Bayern) warnt vor einer falschen Prioritätensetzung bei der Gesundheitsreform. Die Reform berücksichtigt bisher zu wenig die Förderung von Gesundheit und die Verhinderung von Krankheit insbesondere im Bereich psychischer Störungen.
Auf dem 2. Bayerischen Landespsychotherapeutentag diskutierte ein Fachpublikum von rund 550 Psychotherapeuten/innen mit Referenten/innen aus Forschung und Gesundheitspolitik. Dr. Nikolaus Melcop, Präsident der PTK Bayern, sieht die Psychotherapeuten besonders in der Verantwortung, psychotherapeutisches Fachwissen zur Verhinderung psychischer Störungen in das Gesundheitssystem von morgen mit einzubringen - gerade angesichts der hohen Zuwachsraten an psychischen Störungen. Die geplante Gesundheitsreform dürfe sich nicht darauf beschränken, aktuelle Finanzierungsprobleme vordergründig durch Umschichtung von Einnahmen und Ausgaben anzugehen. Langfristige präventive Maßnahmen, die die Menschen dort erreichen wo sie leben und arbeiten, verhindern in erster Linie individuelles Leid. Sie erhöhen die Lebensqualität, die Leistungsfähigkeit und sie sparen viel Geld. Und: die Wirksamkeit ist wissenschaftlich belegt. führt Melcop weiter aus.
Gefordert werden von der PTK Bayern insbesondere spezifische Maßnahmen für Kinder und Jugendliche: Förderung der Erziehungskompetenz der Eltern, Vorsorgeuntersuchungen auch für psychische Auffälligkeiten, Maßnahmen für Problemgruppen und die Förderung von Psychotherapie zur Verhinderung von Chronifizierungen. Weiterhin wird der Einbezug von psychischen Störungen in den Leistungskatalog der privaten Krankenkassen ebenso für wichtig erachtet wie der flächendeckende Einsatz von Programmen zur Verhinderung von psychischen Störungen für alle Lebensbereiche und Lebensalter. Wesentliche Teile der Forderungen sollten schon jetzt konkret im geplanten Wettbewerbsstärkungsgesetz (WSG) integriert werden.
In den Vorträgen wurden die Lücken der Umsetzung von präventiven Ansätzen aufgezeigt: Prof. Dr. Dieter Kleiber (FU Berlin) beklagte den zu geringen Einsatz von Präventionsprojekten für psychische Störungen, Prof. Dr. Johannes Gostomzyk (Landeszentrale für Gesundheit in Bayern, München) betonte die Bedeutung von gesundheitsbezogener Prävention als individuelle und gesamtgesellschaftliche Aufgabe, und führte aus, warum dies optimal mit einer dezentralen Organisation sicher zu stellen sei. Prof. Dr. Bernd Röhrle (Universität Marburg) forderte die Bereitstellung der Kapazitäten und Voraussetzungen, damit die vorhandenen und wirksamen präventiven Maßnahmen und Programme auch tatsächlich umgesetzt werden können. In Vorträgen und Workshops wurden wissenschaftlich evaluierte Präventionsprogramme vorgestellt.