Psychotherapeutenkammer Bayern

Die neue Weiterbildung und videobasierte Psychotherapie im Fokus: Bericht zur 43. Delegiertenversammlung

Meldung vom 12.06.2023

 

Am 25. Mai 2023 fand die 43. Delegiertenversammlung der PTK Bayern statt. Der Vorstand informierte u. a. über den aktuellen Stand der neuen Weiterbildung und zu Forderungen zur Finanzierung sowie über zentrale Fragen der Digitalisierung in der Psychotherapie. Die Delegierten fassten Beschlüsse zu Änderungen von Ordnungen sowie zum Jahresabschluss 2022.

 

Bericht des Vorstands   

Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop informierte im Vorstandsbericht zu den Aktivitäten zur Finanzierung der Weiterbildung, zur aktuellen Versorgungslage in Bayern und zu den Auswirkungen der Klima- und Umweltkrise auf die psychische Gesundheit. (Foto: PTK Bayern)

Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop informierte im Vorstandsbericht ergänzend zu dem schriftlichen Bericht des Vorstandes über den aktuellen Stand zur Finanzierung der Weiterbildung der Psychotherapeut*innen. Er berichtete über die konzertierte Aktion mit Psychologie-Studierenden, BPtK und Landespsychotherapeutenkammern, GK II (Verbände), Ausbildungsinstitute (BAG), Universitäten, KBV-Vertreter*innen und Psychotherapeut*innen in Ausbildung. Mit gemeinsamen öffentlichen Positionierungen und einer zwischenzeitlich erfolgreichen Petition an den Bundestag sollen die Verantwortlichen in der Politik vom dringenden Handlungsbedarf überzeugt werden.

In seinem Bericht richtete er den Fokus auch auf die psychotherapeutische Versorgung in Bayern. Auf Basis einer aktuellen Studie der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns zu den Wartezeiten auf Psychotherapie in Bayern stellte er den besonders hohen Bedarf an zusätzlichen Kassensitzen für Psychotherapeut*innen in ländlichen Gebieten und auch für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen dar. Er forderte einen struktursensiblen, effektiven Ausbau der Behandlungskapazitäten im ambulanten, stationären und institutionellen Bereich und die kurzfristige Vereinfachung des Kostenerstattungsverfahrens.

Zudem stellte Herr Melcop die Aktivitäten der PTK Bayern zum Thema Klima- und Umweltkrise und psychische Gesundheit vor. Die Auswirkungen der Klima- und Umweltkrise können gravierende psychische Belastungen hervorrufen. Melcop mahnte an, dass deutlich mehr Anstrengungen zur Bekämpfung der Ursachen und der Folgeschäden erforderlich sind.

Vorstandsmitglied Prof. Heiner Vogel berichtete über das Versorgungskonzept für die ambulante Psychotherapie mit ehemaligen Straftäter*innen (Foto: PTK Bayern)

Anschließend stellte Vorstandsmitglied Prof. Heiner Vogel die Entwicklung eines neuen Versorgungskonzepts für die ambulante Psychotherapie mit ehemaligen Straftäter*innen vor. Das Modellprojekt wurde durch das Justizministerium finanziert und beinhaltete eine spezifische forensische Fortbildung der Psychotherapeut*innen. Das erste Curriculum zu diesem Projekt lief erfolgreich, weshalb nun bereits eine neue Runde geplant wird. Herr Vogel stellte die nächsten Schritte vor.

 

Weiterbildung der Psychotherapeut*innen Bayerns

Vorstandsmitglied Dr. Anke Pielsticker stellte den aktuellen Stand zur Umsetzung der Weiterbildung der Psychotherapeut*innen vor. (Foto: PTK Bayern)

Vorstandsmitglied Dr. Anke Pielsticker stellte in einem Bericht zur Umsetzung der Weiterbildung der Psychotherapeut*innen in Bayern den aktuellen Stand vor. Sie ging dabei u. a. auf hervorzuhebende Tätigkeiten der Kammer, Organisation der Verwaltung, Aufbereitung von Informationen und ausführliche Beratung für Interessierte sowie Erlass von Richtlinien und Bereitstellen von Antragsunterlagen ein. Zudem gab Frau Pielsticker einen kurzen allgemeinen Überblick über die bisher bei der PTK Bayern eingegangenen Anträge, die aktuell bearbeitet werden. Anschließend stellte sie einen Antrag des Vorstands zur Änderung der Weiterbildungsordnung vor. Durch diesen wird die Möglichkeit geschaffen, die Eignung zur Hinzuziehung als Supervisor*in und Selbsterfahrungsleiter*in feststellen zu lassen und in ein Verzeichnis auf der Internetseite der Kammer aufgenommen zu werden. Die Delegiertenversammlung stimmte dem Antrag zu.

 

Digitalisierung

Vizepräsident Dr. Bruno Waldvogel führte in die Thematik „Digitalisierung in der Psychotherapie“ ein. (Foto: PTK Bayern)

Vizepräsident Dr. Bruno Waldvogel referierte aktuelle Überlegungen zur Regelung von Psychotherapien per Video in der Berufsordnung. Er stellte Vor- und Nachteile psychotherapeutischer Behandlungen per Video dar und wies auf mögliche Implikationen für die Entwicklung der Strukturen unserer Berufsausübung und der psychotherapeutischen Versorgung hin. Zu den in die Regelversorgung eingeführten digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGas, sog. Gesundheits-Apps) problematisierte er deren Mängel hinsichtlich Datenschutz und wissenschaftlicher Evidenz. Er verwies kritisch auf die aktuelle Stellungnahme des Deutschen Ethikrates zur Künstlichen Intelligenz, in welcher die DiGas als Ansatzpunkt gesehen werden, behandelndes Personal (hier: Psychotherapeut*innen) zukünftig durch Künstliche Intelligenz zu ersetzen. Die Delegierten diskutierten im Anschluss engagiert sowohl die Grenzen der Einsetzbarkeit von digitalen Kommunikationsmedien als auch deren unterstützenden Nutzen in der Therapie.

 

Finanzen

Vizepräsident Dr. Bruno Waldvogel präsentierte den Jahresabschlusses 2022 und stellte eine Haushaltsprognose bis 2028 vor. Nach der Stellungnahme von Rudi Bittner als Vorsitzendem des Finanzausschusses wurde der Jahresabschluss 2022 durch die Delegierten angenommen sowie Vorstand und Geschäftsführung entlastet.

Anschließend stellte Herr Waldvogel einen Änderungsentwurf zur Entschädigungs- und Reisekostenordnung vor. Dabei wurden u. a. eine Anpassung an die Änderung des Heilberufe-Kammergesetzes vorgenommen (Umsetzung des neuen Kammernamens und Ergänzung der neuen Berufsgruppe) und eine gendergerechte Sprache eingearbeitet. Bei der Auswahl von Verkehrsmitteln sollen zukünftig Aspekte von Nachhaltigkeit und Klimaschutz Priorität haben. Aus Gründen des Klimaschutzes und der Sparsamkeit sollen Gremiensitzungen zukünftig möglichst hälftig mittels elektronischer Kommunikationsmedien stattfinden. Die zuletzt in 2019 beschlossenen Aufwandsentschädigungen wurden unter Berücksichtigung der seitdem eingetretenen Inflation um 15% erhöht. Die Delegierten stimmten dem Neuerlass der Entschädigungs- und Reisekostenordnung zu.

Geschäftsführer Thomas Schmidt erläuterte den Antrag des Vorstands zur Änderung der Gebührensatzung. (Foto: PTK Bayern)

Geschäftsführer Thomas Schmidt erläuterte Änderungen der Gebührensatzung, die sowohl allgemeine Gebühren, als auch den Bereich Fortbildung sowie Weiterbildung betreffen. Nach gründlicher Diskussion der Gebühren und positiver Rückmeldung des Finanzausschusses beschlossen die Delegierten die Änderungen.

 

Änderung von weiteren Ordnungen

Die Delegiertenversammlung bei einer Abstimmung. (Foto: PTK Bayern)

Die Delegierten beschlossen außerdem Änderungen der Fortbildungsordnung und der Wahlordnung.

In der Fortbildungsordnung wurde durch das Votum der Delegierten die bisherige Regelung gestrichen, die die Einreichung von Fortbildungspunkten in Jahreszeiträumen (Jahresnachweisen) verbindlich vorgab und eine Gebühr bei deutlich späteren Einreichungen vorsah. Neu aufgenommen wurde eine Regelung, die der Kammer die Möglichkeit gibt, ins Ausland verlegten Fortbildungsveranstaltungen keine Fortbildungspunkte zuzuerkennen, wenn der Veranstaltungsort üblicherweise eine An- und Abreise der Kammermitglieder mit dem Flugzeug erforderlich macht.

Die Wahlordnung wurde hinsichtlich Änderungen des Heilberufe-Kammergesetzes angepasst. So wurde nun in der Wahlordnung die Ergänzung um die neue Berufsgruppe „Psychotherapeut*innen“ berücksichtigt und dabei das Wahlsystem gemäß den neuen gesetzlichen Vorgaben reformiert (Aufgabe der getrennten Wahl nach Berufsgruppen).

 

Berichte von Ausschüssen und Kommissionen sowie den satzungsgemäßen Gästen der DV

Zuletzt erfolgten die mündlichen Berichte.
Die im vergangenen Jahr neu gewählten Ausschüsse und Kommissionen informierten über ihre konstituierenden Sitzungen sowie die Festlegung der Aufgaben und Ziele, welche die Ausschüsse und Kommissionen bearbeiten möchten.

Anschließend berichteten die satzungsgemäßen Gäste der DV: Die Vertreter*innen der Ausbildungsteilnehmenden PP / KJP, der Ausbildungsinstitute PP / KJP, der Studierenden in den gemäß der Approbationsordnung akkreditierten Studiengängen, der Hochschulen, die die Grundberufe der PP und KJP ausbilden sowie der Universitäten, die einen Studiengang gemäß Psychotherapeutengesetz anbieten, informierten über aktuelle Entwicklungen in ihren Bereichen.

 

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