Dr. med. Erika Franke, Generalstabsärztin und Kommandeurin der Sanitätsakademie der Bundeswehr, sagte in ihrer Begrüßung wörtlich: Wir sind froh und dankbar, dass der Vertrag mit Ihrem Berufsstand die psychotherapeutische Versorgung unserer psychisch kranken Soldatinnen und Soldaten verbessern wird und dass Sie unseren Soldatinnen und Soldaten helfen wollen, wieder psychisch gesund zu werden und damit mehr Lebensqualität zu erlangen. Dr. Bruno Waldvogel, Vizepräsident der PTK Bayern, nahm in seinem Grußwort Bezug auf die im November 2013 veröffentlichten Ergebnisse einer Studie der TU Dresden, nach der 2,9 Prozent der Soldat/innen, die aus dem Einsatz in Afghanistan zurückkehrten, an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) erkrankten. 3,6 Prozent entwickelten Angststörungen, 1,8 Prozent depressive Störungen und 1,5 Prozent ein Alkoholproblem. Waldvogel betonte auch, dass die Kooperation mit der Bundeswehr dem Berufsstand Gelegenheit gebe, hinsichtlich der Entstigmatisierung psychotherapeutischer Behandlungen gemeinsam mit der Bundeswehr und auch in der Bundeswehr noch viel zu bewirken.
Im ersten Fachvortrag wurde die Organisation der Bundeswehr und ihres Sanitätsdienstes sowie die Besonderheiten des Soldatenberufes vorgestellt. Mit der Vorbereitung und Ausbildung auf einen 4-monatigen Auslandseinsatz könnten schnell acht Monate werden, in denen ein/e Soldat/in nicht zu Hause sei. Für Soldat/innen sei es nach einem Auslandseinsatz schwierig, außerhalb der Bundeswehr die erlebten Situationen im Kreise der Familie oder gegenüber Freunden zu erklären. Wer in der Bundeswehr Karriere machen möchte, müsse zu Umzügen im gesamten Bundesgebiet bereit sein. Ein Umzug alle zwei bis drei Jahre sei eine hohe Belastung, nicht jede Familie mache das mit. Bis zu 70 % der Soldat/innen pendelten zu ihrem Dienstort, die Scheidungsrate sei relativ hoch. Psychotherapeutische Hilfe werde heute eher angenommen, die Hemmschwelle sei jedoch in der Truppe immer noch hoch. Viele psychisch kranke Soldat/innen fürchteten immer noch Konsequenzen für die weitere Karriere oder hätten Scheu, ihre psychischen Probleme im Kreise der Kolleg/innen zuzugeben. Aufgrund ihrer Ausbildung und der hierarchischen Struktur der Bundeswehr erwarteten Soldat/innen in der Therapie konkrete Zielvorgaben.
Die Schwerpunkte eines weiteren Expertenvortrags waren die einsatzvorbereitenden Maßnahmen der Truppenpsycholog/innen zum Umgang mit Belastungen, das Belastungsmanagement im Einsatz und die Reintegration nach einem Einsatz. Derzeit seien 250 Psycholog/innen bei der Bundeswehr tätig. Im Rahmen der Einsatzvorbereitung stünde die Einweisung in Stress und Stressbewältigung, psychologische Selbst- und Kameradenhilfe sowie Stressmanagementtechniken im Rahmen der Sanitätsausbildung im Vordergrund. Die Einsatzsituation wie beispielsweise extreme Temperaturen, mangelhafte hygienische Bedingungen, Trennung von Vertrautem, fehlende Privatsphäre bis hin zum Erleben des Sterbens von Kamerad/innen seien die grundlegenden Belastungen im Einsatz. Der Kernauftrag der Truppenpsycholog/innen umfasst die Führungsberatung für Vorgesetzte, Einzelfallberatung für alle Soldat/innen sowie psychologische Krisenintervention nach kritischen Ereignissen. Nach Auslandseinsätzen werden im Rahmen der Reintegration standardmäßig vier Maßnahmen angewendet: Gespräche mit den Rückkehrern noch im Einsatz, truppenärztliche Untersuchung, ob in erster Linie eine posttraumatische Belastungsstörung vorliegt, ein Einsatznachbereitungsseminar sowie bei Bedarf die Verordnung einer Präventivkur.